Ihr Auto wirkt auf den ersten Blick stumpf, zerkratzt und glanzlos? Dann hat der Lack möglicherweise unter den täglichen Belastungen gelitten. Eine Autopolitur kann in diesem Fall helfen, den Glanz wiederherzustellen. Wir verraten in unserem Ratgeber, warum sich das Polieren lohnt, welche optischen Fehler Sie damit beheben können und wie Sie selber polieren.
Autolack – Wissenswertes, Aufbau und Funktion
Der Lack Ihres Autos dient in erster Linie als Schutz. Er hält Feuchtigkeit und Flüssigkeiten von witterungsempfindlichen Teilen fern. Ohne Lackierung würden viele Karosserieteile innerhalb weniger Monate verrosten. Das Lackieren konserviert die Metallteile und garantiert eine längere Lebensdauer.
Die zweite Funktion ist die optische Aufwertung. Auf Hochglanz polierter Lack strahlt Selbstsicherheit aus und macht Lust aufs Fahren. Außerdem hat der optische Zustand der Lackierung großen Einfluss auf den Wert des Autos. Ein großer Defekt an der Lackierung oder verwitterte Farben senken den Wert deutlich.
Aufbau des Lacks beim Auto
Der Begriff der Lackierung umfasst beim Auto mehrere Schichten. Diese werden nacheinander aufgetragen und jede Schicht für sich getrocknet. Die Schichten sind:
- Grundierung
- Füller
- Basislack
- Klarlack
Die Grundierung dient als Haftvermittler und schützt vor Korrosion. Darüber kommt der Füller, der die Oberfläche glättet, Flexibilität bringt und ebenfalls als Haftvermittler dient. Der Basislack enthält die Farbpigmente, ist sehr rau und muss geschützt werden. Dazu kommt die oberste Schicht, der Klarlack, zum Einsatz. Als oberste, sichtbare Schicht bringt der Klarlack außerdem zusätzlichen Glanz.
Abnutzung und Verschleiß am Lack
Die meisten Schäden am Autolack sind mechanischer Natur. Große Flächen wie Motorhaube und Dach müssen Kollisionen mit Insekten, Steinschläge und aufgewirbelten Schmutz aushalten. Dabei kommt es häufig zu kleinen Beschädigungen in Form von Kratzern und Dellen. Auch eine falsche Wäsche, beispielsweise mit defekter oder falscher Ausrüstung, kann Schäden verursachen. Die kreisförmigen, feinen Kratzer schlechter Waschanlagen haben sogar einen Namen und werden Hologramme genannt.
Andere Stoffe stellen eher eine chemische Belastung dar und verbinden sich mit der Oberfläche. Dazu gehören besonders Streusalz, Teer, Harz, Öl und Fett. Diese Stoffe bilden unschöne Flecken und Schichten auf dem Auto, die langfristig den Lack beschädigen können. Sie lassen sich aber mit entsprechenden Mitteln von der Oberfläche waschen. Vogelkot stellt eine besondere Herausforderung dar, da er sich in den Lack hineinfrisst und durch seine Konsistenz beim Entfernen Kratzer verursachen kann.
Eine weitere Belastung stellt die UV-Strahlung der Sonne dar. Diese schädigt zwar nicht direkt, sondern verblasst die Farbe. Besonders bei kräftigen Farben können Sie nach mehreren Jahren deutliche Unterschiede sehen.
Warum und wann sollte ich mein Auto polieren?
Das Polieren beim Auto hat folgenden Effekt: Durch das Abtragen kleinster Lackschichten verschwinden die oberflächlichen Kratzer. Dadurch entsteht eine glattere und schönere Oberfläche. Eine anschließende Versiegelung besitzt ähnliche Eigenschaften wie der Klarlack und schützt diese neue Oberfläche.
Ein günstiger Zeitpunkt ist der Frühlingsanfang. Im Winter kommen Auto und Lack mit Streusalz, Feuchtigkeit und extremen Temperaturen in Verbindung. Waschen Sie den Schmutz des Winters im Frühling herunter und polieren Sie Ihr KFZ wieder auf. Damit entfernen Sie Schlieren und blasse Stellen.
Auto selbst polieren – Schritt für Schritt DIY-Anleitung
Ihr KFZ hat Kratzer, matte und trübe Stellen oder andere Flecken im Lack? Beim Erneuern von TÜV und AU ist das kein Problem, aber der Wert und die optische Wirkung des Autos sinken. Das Polieren erneuert den Glanz verblasster Stellen und beseitigt die meisten Kratzer. Sie benötigen nicht viel, um das Polieren selber erledigen zu können.
Zum Polieren nach unserem Ratgeber benötigen Sie die folgenden Werkzeuge und Hilfsmittel:
- Maschinelle Wäsche oder Material für Handwäsche (Wasser, Schwamm, Behälter, Reinigungskonzentrat)
- Politur
- Polierschwamm, Schaumstoffpad oder Polierwatte
- Microfasertuch (mehrere)
- Optional: Poliermaschine mit Pad
- Optional: Lackreparaturset
- Optional: Lackreiniger und Reinigungsknete
1. Waschen und Vorbereitungen
Nehmen Sie eine gründliche Wäsche vor. Dies können Sie beispielsweise mit einem Hochdruckreiniger von Hand erledigen oder eine Waschanlage die Arbeit erledigen lassen. Kontrollieren Sie in jedem Fall das Ergebnis, damit wirklich der gesamte Schmutz beseitigt ist. Schmutzreste wirken wie Schleifsand und können das Auto zerkratzen. Beseitigen Sie übrige Verschmutzungen von Hand mit einem Schwamm, Wasser und eventuell etwas Reinigungsmittel. Wischen Sie die zu polierenden Stellen mit einem Mikrofasertuch trocken.
Parken Sie das Auto an einem Ort im Schatten mit einer Temperatur von ca 20 °C. Sind Sie durch die Sonne gefahren, lassen Sie das Auto kurz abkühlen. Die richtige Verarbeitungstemperatur ist wichtig, damit die Politur Ihre Wirkung entfalten kann. Ist das Auto zu heiß, trocknet die Politur aus und kann tiefe Kratzer verursachen, anstatt welche zu beseitigen.
Decken Sie benachbarte Stellen ab, die nicht poliert werden dürfen. Denken Sie daran, dass die Politur ein Schleifmittel darstellt. Sie können die Teile durch Abkleben vor Schäden durch die Politur schützen. Das betrifft beispielsweise Kunststoffteile an der Verkleidung und Scheinwerfer. Das Polieren von Scheinwerfern ist nicht erlaubt und führt zum Erlöschen der Betriebserlaubnis.
2. Optional bei Lackschäden: Tiefenreinigung und Ausbessern
Grundsätzlich reicht eine gründliche Wäsche vor dem Polieren aus. Bei Autos mit Lackschäden zur Reparatur empfiehlt es sich jedoch, eine Tiefenreinigung mit Reinigungsknete oder einem speziellen Reinigungsmittel vorzunehmen. Diese Mittel waschen Schmutz aus den tieferen Poren der Oberfläche und sorgen somit für eine tiefgehende Sauberkeit.
Möchten Sie einzelne Stellen nachlackieren, verwenden Sie nun den Lack oder das Ausbesserungsset wie in der zugehörigen Anleitung beschrieben. Lassen Sie die ausgebesserten Stellen komplett durchtrocknen, bevor Sie mit dem Polieren fortfahren.
3.1 Polieren von Hand
Wählen Sie die richtige Politur aus. Diese werden über den Schleifmittelanteil definiert. Ein hoher Schleifmittelanteil sorgt für eine stärkere Schleifwirkung gegen tiefere Kratzer. Ein niedriger Schleifmittelanteil hingegen sorgt für gleichmäßiges Polieren und mehr Glanz. Sie können sich also einen hohen Schleifmittelanteil wie Schleifpapier mit grober Körnung und einen niedrigen Anteil wie ein Papier mit feiner Körnung vorstellen.
Tragen Sie die Politur auf die Polierhilfe (Schwamm, Pad, Watte) auf und tupfen Sie die zu polierende Fläche ein. Verteilen Sie die Politur gleichmäßig auf der Fläche. Sie dürfen das Poliergerät niemals trocken über den Lack reiben, da es sonst neue Kratzer verursacht.
Anschließend beginnen Sie mit dem Polieren von Hand, indem Sie den Schwamm mit leichtem Druck über den Lack bewegen. Arbeiten Sie in sich leicht überlappenden Bahnen. So stellen Sie sicher, dass Sie jede Stelle erwischen. Vermeiden Sie punktuelles Polieren einzelner Stellen. Gehen Sie sehr vorsichtig an Kanten vor. Hier besteht die Gefahr, dass Sie aufgrund der kleinen Angriffsfläche schnell alle Lackschichten abtragen. Polieren Sie Kanten nur mit äußerster Vorsicht! Danach arbeiten Sie in Bahnen senkrecht zu der ersten Reihe und vollführen einen sogenannten „Kreuzstrich“.
3.2 Polieren mit der Poliermaschine
Das Polieren mit der Maschine geht schnell und leicht von der Hand. Das grundsätzliche Vorgehen ist das gleiche wie beim Polieren von Hand. Legen Sie das Pad ein, tragen Sie Politur auf und verfahren Sie wie beim Polieren von Hand. Arbeiten Sie ohne Druck, die Bewegung der Poliermaschine erledigt die Arbeit für Sie. Ein kleiner Zusatz: Schultern Sie das Kabel und achten Sie darauf, dass es nicht auf der Oberfläche schleift.
Verwenden Sie außerdem ein geeignetes Pad. Generell gilt: Je härter das Pad, umso mehr Material schleift es ab. Eine Poliermaschine mit hartem Pad beseitig tiefere Kratzer, hinterlässt aber möglicherweise sichtbare Spuren. Weiche Pads hingegen nehmen nur feine Schichten weg und sorgen dadurch für mehr Glanz. Arbeiten Sie daher bei tiefen Kratzern erst mit einem harten Pad, dann mit einem weichen.
4. Reinigung, Kontrolle und Wiederholung
Nach erfolgreicher Politur entfernen Sie das Schleifmittel mit einem sauberen Mikrofasertuch, bei großer Fläche auch mit mehreren Tüchern. Nutzen Sie dann einen entfettenden Reiniger, um die letzten Reste der Politur zu beseitigen.
Kontrollieren Sie das Ergebnis mit einer hellen Lampe und beurteilen Sie selber: Sind noch Kratzer vorhanden, können Sie diese vielleicht mit einem weiteren Durchgang wie in 3.1 oder 3.2 wegschleifen. Sind Sie zufrieden, war das Polieren erfolgreich.
5. Versiegeln
Das Versiegeln dient als Ersatz für den vom Hersteller verwendeten Klarlack und schützt die farbige Lackschicht. Hier kommen häufig Mittel auf Basis von Hartwachs zum Einsatz. Eine besonders feine Nano Versiegelung bewirkt eine extrem glatte Fläche und lässt Wasser und Schmutz sogar langfristig abperlen.
Sehen Sie in die Gebrauchsanleitung der Versiegelung. Die meisten Mittel werden wie eine Politur angewendet, aber mit einem weichen Schwamm. Tragen Sie die Versiegelung auf, warten Sie die angegebene Trocknungszeit ab und wischen Sie das Mittel mit einem weichen Tuch ab. Nach diesem Arbeitsschritt ist Ihr Lack frei von Kratzern und erstrahlt in neuem Glanz.
Es gibt auch Kombiprodukte, die Politur und Versiegelung in einem Arbeitsgang vereinen. Bei der Verwendung eines Kombiprodukts fällt das separate Versiegeln weg und Sie sind nach der Reinigung in Schritt 4 bereits fertig.
Auto selber polieren – Kosten und Aufwand
Mit unserem Ratgeber können Sie Ihr Auto selber aufpolieren, versiegeln und somit Kratzer bekämpfen. Sie benötigen dafür nur ein paar Hilfsmittel. Die Kosten belaufen sich meist zwischen 20 und 200 €, je nachdem, ob Sie nur Politur oder auch eine Poliermaschine kaufen. Mit einer Handpolitur bewegen Sie sich eher im unteren Bereich. Der Arbeitsaufwand variiert stark mit dem Auto und dem Grad der Verschmutzung, bewegt sich aber meist zwischen 2 und 4 Stunden.
Ihr Zubehör für die Politur des Autos bestellen Sie schnell und günstig auf Autoteile-Markt. Sie finden auf unserer Seite Millionen Angebote unterschiedlicher Händler. Nutzen Sie unsere Plattform, um Preise zu vergleichen und sparen Sie viel Geld beim Kaufen von Autoteilen!
Auto in der Werkstatt polieren lassen
Natürlich können Sie Ihr Auto auch in der Werkstatt Ihres Vertrauens waschen und polieren lassen. Einige Werkstätten sind auf Lackpflege und Behandlung im Rahmen einer Fahrzeugaufbereitung spezialisiert. Diese verfügen sogar über spezielle Maschinen und Hilfsmittel zum Polieren und Aufwerten Ihres Lacks. Hier müssen Sie natürlich mit höheren Kosten rechnen. Die Gesamtkosten für die Maschinenpolitur in der Werkstatt liegen meist zwischen 200 und 400 €.
Haftungsausschluss
Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.
F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.