Wer selbst gern und viel an Autos arbeitet, besitzt meist nach einer gewissen Zeit eine stattliche Werkzeug- und Ersatzteilsammlung. Da muss Ordnung her, wenn es nicht chaotisch werden soll.
Oldtimerbesitzer kennen das Problem. Auch Tuner und dazu auch manche Menschen, die einfach nur in Eigenregie die Wartung ihres Alltagswagens übernehmen: Wer ernsthaft schraubt, kommt nicht umhin, weit mehr anzuschaffen als ein 50-teiliges Werkzeugset für den Haushaltsgebrauch. Irgendwann kommt deshalb der Punkt, an dem die ehemals leere Garage vor Werkzeugen, Maschinen und bevorrateten Ersatzteilen regelrecht überquillt. Das nimmt nicht nur den Platz weg, sondern sorgt vielfach auch dafür, dass benötigte Stücke lange und frustrierend gesucht werden müssen.
Ein guter Autoschrauber sollte deshalb auch sein eigener Lagerist und Werkstattverwalter sein. Das geht allerdings nur, wenn die richtigen Kniffe genutzt werden.
1. Das Vier-Zonen-Modell umsetzen
In der Garagenmitte das Fahrzeug und alles andere möglichst in Griffreichweite. So lautet bei vielen die übliche Vorgehensweise. Wer jedoch einen Blick in professionelle Autowerkstätten wirft, wird feststellen, dass es hier verschiedene Zonen gibt. Sie lassen sich auch in der heimischen Garage umsetzen:
- Die Auto-Zone. Der Ort, an dem das Fahrzeug steht und wo daran gearbeitet wird. Unbedingt mittig gelegen, um von allen Seiten arbeiten zu können.
- Die externe Arbeitszone. Ein Bereich für Dinge, die nur im ausgebauten Zustand zu bearbeiten sind. Basis ist eine großzügige, robuste Werkbank – diese kann auch selbst angefertigt werden. Für höchste Robustheit empfiehlt es sich, die Arbeitsplatte mit Stahlblech zu bedecken.
- Die Werkzeug-Zone. Sie sollte sich sowohl in der Nähe der Auto-Zone wie derjenigen für externe Arbeiten befinden. Allerdings sollte sie wegen der typischerweise großen Werkzeugmengen aufgeteilt werden – ein Teil für regelmäßig benötigte Tools, gerne in Form einer Werkzeugwand, ein weiterer für seltener benötigte Stücke in Regalen und Schränken.
- Die Lager-Zone. Hier wird alles gelagert, was unter die Oberbegriffe Ersatzteile und Betriebsmittel fällt. Auch ist hier ein guter Ort, um nur äußerst selten benötigte und/oder sperrige Werkzeuge abzustellen. Dabei muss diese Zone nicht räumlich mit der Werkstatt/Garage verbunden sein. Wenn der Platz darin nicht ausreicht, geht es auch auf andere Weise – beispielsweise ein umgewidmetes Gartenhäuschen.
Auf diese Weise herrscht in der Schrauberwerkstatt immer eine gewisse Grund-Ordnung. Die kann jedoch forciert werden.
2. Der Werkstattwagen als nützliche Zwischenstation
Er steht in fast jeder Autowerkstatt: der Werkstattwagen, auch Werkzeugwagen genannt. Teilweise ist er auch fester Unterbringungsort für häufig verwendetes Werkzeug – eine gute Alternative auch für Schrauber mit kleinen Garagen.
Doch auch Besitzer von mehr Raum sollten ein solches Stück haben. Denn es ist perfekt für das folgende, sehr ordnungsliebende Vorgehen geeignet:
- Ein neues Projekt bzw. eine neue Arbeitsphase beginnt,
- aus der Werkzeug-Zone werden alle Tools entnommen, die voraussichtlich dafür nötig sind
- der Wagen wird ans Auto gerollt, die Werkzeuge stehen in Armreichweite zur Verfügung,
- Ist das Projekt fertiggestellt bzw. die Arbeitsphase beendet, werden die Werkzeuge abgewischt und wieder einsortiert.
Dadurch müssen Steckschlüssel und Co. nie wieder auf dem Boden liegen, im Motorraum oder an sonstigen ungeeigneten Orten. Es braucht nur die Disziplin, gerade nichtbenötigte Tools immer auf den Werkstattwagen zu legen, niemals woandershin.
Allerdings: Fertige Werkstattwagen sind unbotmäßig teuer. Selbst simple und sogar gebrauchte Exemplare schlagen oft mit hunderten Euros zu Buche. Doch auch hier können sich fingerfertige Autoschrauber selbst behelfen:
httpv://www.youtube.com/watch?v=ps://www.youtube.com/embed/lVHgLAaPTAM3. Ersatzteillager für Spezialisten
Die Lager-Zone ist letztendlich eines: Ein (gut belüfteter) Raum mit möglichst vielen Regalen und am besten auch genügend Platz, um sperrigere Gegenstände wie Kotflügel und Stoßstangen unterzubringen – natürlich auch Reifen und Felgen.
Allerdings kommt es hier im Höchstmaß auf Ordnung an, selbst bei Autoschraubern, die nur ein Fahrzeug besitzen – und noch viel mehr, wenn mehrere Fahrzeuge vorhanden sind.
Denn Autos bestehen bekanntermaßen aus tausenden Teilen, Schrauben und mehr. Praktisch nichts davon lässt sich universell verwenden – einige Schrauben, Muttern, Schlauchware und dergleichen ausgenommen.
Insbesondere deshalb, weil die Teilehersteller ihre Waren völlig unterschiedlich kennzeichnen, sollten Schrauber hier ein eigenes System der Karton- und Teilekennzeichnung einführen. Ausgangspunkt dafür sind Etiketten. Sie gibt es auch in robusten Ausführungen nach Maß. Darauf sollten die folgenden Informationen stehen:
- Unbedingt das Fahrzeugmodell, falls es mehrere gibt.
- Die präzise Beschreibung des Ersatzteils (bspw. Zylinderkopfschrauben M11 x 110).
- Falls nötig die Anzahl in der Verpackung.
- Gern auch Name/Internetadresse des Händlers, von dem das Teil bezogen wurde (wichtig vor allem bei Verschleißteilen, da diese regelmäßig benötigt werden).
Auf diese Weise stehen dank der Etiketten auf jedem einzelnen Teil die gleichen, übersichtlichen Informationen. Allerdings kommt es dann darauf an, die vielen Teile auch sinnvoll zu sortieren. Manche schwören hier auf abgewandelte Bibliotheksmethoden, es kann jedoch auch viel simpler gehen:
- Abermals sollte das Lager nach Fahrzeugen getrennt sein.
- Dann werden die einzelnen Ersatzteile entweder nach Fahrzeugbaugruppen (Motor, Antrieb, Karosserie usw.) aufgeteilt und anschließend oder von vornherein alphabetisch sortiert (Abblendlichtbirne, Beifahrersitzschrauben usw.).
Die Vorgehensweise mit den Baugruppen, innerhalb derer die Teile alphabetisch gegliedert werden, empfiehlt sich, wenn das private Teilelager einen großen Umfang angenommen hat. Wer jedoch nur weniger Ersatzteile lagert, kann aber problemlos von vornherein alphabetisch arbeiten.
Wichtig: Die alphabetische Sortierung sollte den von Schraubern selbst benutzten Bezeichnungen entsprechen. Wer beispielsweise Zylinderkopfschrauben normalerweise nur Kopfschrauben nennt, sollte sie entsprechend unter K einsortieren, nicht Z.
4. Der Sonderbereich: Wird nicht gebraucht, soll aber auch nicht weg
Autoschrauber haben etwas mit vielen anderen Heimwerkern gemeinsam: Sie sind meistens auch ausgesprochene Jäger, Sammler und sehr findige Re- und Upcycler. Die meisten Autoschrauber besitzen deshalb in der Werkstatt eine ganze Menge Dinge aus der folgenden Kategorie:
„Könnte eigentlich in den Müll, hat aber vielleicht noch
einen sinnvollen Verwendungszweck, den ich nur jetzt noch nicht sehe“
Es sind Teile, wie beim Verschweißen von Roststellen übriggebliebene Blechstücke, alte Ventilfedern, Reststücke von ersetzten Kabelbäumen und dergleichen.
Viele Schrauber haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie derartigen „Schrott“ aufbewahren – auch weil Laien unter Freunden und Lebenspartnern gerne das Urteil „Messie“ über derartige Sammelwut fällen und vielleicht Vergleiche zu jenem, aus dem TV bekannten Quartett von Schrottplatzbrüdern ziehen.
Die Wahrheit ist jedoch: Gerade am Auto können derartige Teile tatsächlich noch ungeahnten Nutzen entfalten, auch wenn sie aktuell zunächst nur Schrott sein mögen. Solange derartiges Horten nicht völlig ausufert, gibt es keinen rationalen Grund, sie zu entsorgen – denn wenn sie gebraucht werden, sparen die Dinge mitunter viel Geld und Sucharbeit.
Allerdings sollte klar sein, dass weder die Werkstatt noch das Ersatzteillager der passende Ort für diese Elemente sind. Dazu ist es einfach zu schlecht abzusehen, wann und wofür sie einer Zweitverwertung zugeführt werden können. Der Tipp lautet deshalb, sie nur trocken und witterungsgeschützt unterzubringen. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, über Kopfhöhe eine hängende Lagerebene in der Garage zu errichten? Wenn diese sich nur per Leiter erreichen lässt, ist das nicht schlimm, was dort liegt, wird ja nicht häufig benötigt.
5. Zusätzliche Ordnungstipps
Mit diesen Maßnahmen lässt sich die private Schrauberwerkstatt schon zu einer sehr ordentlichen Zone umgestalten, in der es sich bestens arbeiten lässt. Noch besser geht es jedoch mit den folgenden Kniffen:
- Ein leeres Blech- oder Kunststofffass eignet sich perfekt als Zwischenlager für Metallschrott (Bremsscheiben etc.), der so gebündelt zum Schrottverwerter gebracht werden kann.
- Mit simplen, an der Decke befestigten S-Haken lassen sich Druckluftschläuche und Verlängerungskabel flexibel und ohne Festinstallation vom Boden entfernen – eine typische Stolperfalle weniger.
- Universelle Kleinteile wie Schrauben, Stecker und Kabelbinder sollten besser in größeren Mengen gekauft und dann in wandmontierte Kleinteileboxen einsortiert werden.
- Wer sowohl metrische wie zöllige Werkzeuge besitzt, sollte beide streng voneinander getrennt halten.
- Bohrer lassen sich griffbereit und übersichtlich lagern, indem ein Stück Dachlatte mit zu den Bohrern passenden Lochdurchmessern an die Wand gedübelt wird. Darin werden die Bohrer einfach waagerecht hineingesteckt.
- Wenn viele kleine Metallteile auf dem Boden landen, hilft ein starker Magnet, vor den ein Stück Stoff gehalten wird. Das lässt sich hinterher zu einem Beutelchen abziehen und hält die aufgesammelten Teile fest.
Dazu noch ein besonders wertvoller Rat: Während der Arbeit aufzuräumen, Werkzeug zu verstauen und dergleichen, sorgt oft für mehr Konfusion als Nutzen. Einsortiert werden sollte erst nach getaner Arbeit. Dann aber konsequent, auch wenn es vielleicht schon spät ist.