Ende des 19. Jahrhundert entstand mit Otto- und Dieselmotor eine völlig neue Art der Fortbewegung. Seit deren Erfindung sind inzwischen mehr als 100 Jahre vergangen – und das Auto ist für moderne Industriegesellschaften wie Deutschland immer bedeutender geworden. Auf der einen Seite verschafft das Auto Haushalten und Unternehmen eine in der Geschichte beispiellose Mobilität. Andererseits ist der Verbrennungsmotor bzw. das Auto ein Wirtschaftsfaktor geworden. Eine Publikation des Statistischen Bundesamts aus dem Sommer 2017 beziffert die Umsätze der Autoindustrie für 2016 auf 407 Milliarden Euro. Erwirtschaftet wurde diese Summe von knapp 830.000 Beschäftigten.
Einen erheblichen Anteil am Umsatz der Autobauer hat die Nachfrage nach deutschen Pkw im Ausland. Aber: Auch in Deutschland sind die Modelle der Hersteller aus München, Wolfsburg oder Ingolstadt gefragt. In den letzten Jahren hat die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge jedes Jahr zugenommen. So verzeichnete das Kraftfahrtbundesamt (kurz KBA) für den 01. Januar 2017 einen Bestand von mehr als 62 Millionen Kraftfahrzeugen. Knapp 46 Millionen waren davon Pkw. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der Kraftfahrzeuge um knappe zwei Prozent zugenommen. Aber: 2017 hat das Image der Autohersteller Risse bekommen. Besonders hart wurde die Branche vom Dieselskandal getroffen. Losgetreten in den USA, wurden Manipulationen bei den Abgasmessungen aufgedeckt. Hat die Entwicklung auch Auswirkungen auf den Autokauf 2018?
Neuwagen vs. Gebrauchtwagen
Wer als Haushalt heute nach einem neuen Auto sucht, kann sich entweder für einen Neuwagen entscheiden – oder sieht sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt um. Beide haben zusammen einen Markt von 10,7 Millionen Fahrzeugen abgedeckt. Dabei ist der Markt für gebrauchte Pkw in Deutschland in etwa doppelt so groß wie das Neuwagen-Segment. Welche Variante bietet sich für den Kauf eines Autos an? Generell lässt sich diese Frage nur vor dem Hintergrund eines konkreten Einzelfalls betrachten.
Neuwagen: Frisch vom Band – aber auch teurer
Der Begriff Neuwagen wird im allgemeinen Sprachgebrauch für alle Fahrzeuge verwendet, die auch im Autohaus bisher noch nicht benutzt wurden. Aber: Ein Auto kann fabrikneu oder neu sein. Wie entsteht diese Differenzierung?
Damit in Pkw fabrikneu ist, darf:
- er nicht am Straßenverkehr teilgenommen haben
- er nicht älter als 12 Monate sein (ausgehend von der Produktion)
- das Modell nicht aus der Fertigung genommen sein.
Nicht mehr fabrikneu sind Pkw dann, wenn sich zwar alle drei Anforderungen erfüllen, dafür aber Standschäden aufweisen. Als neu und unbenutzt gilt ein Pkw, wenn er zwar bis zu 5 Tage zugelassen war – aber nicht am Straßenverkehr teilgenommen hat.
Wo liegen die Vorteile der Neuwagen? Ein Pluspunkt betrifft den Wartungs- und Reparaturaufwand. Dieser ist bei Neuwagen erfahrungsgemäß gering. Gleichzeitig sind Käufer hier Entscheider, wenn es um Ausstattung und Motorisierung geht. Parallel erstreckt sich die Garantie der Hersteller bei Neuwagen über den vollen Zeitraum.
Auf der anderen Seite hat der Neuwagen natürlich einige Nachteile. Ganz vorn ist hier der Preis zu nennen. Die Zulassung und nur wenige Monate auf der Straße reichen, um zu einer Wertminderung zu führen. Zudem – und dies vergessen Käufer gern – ist der Neuwagen auch aus versicherungstechnischer Sicht nicht unbedingt die günstigste Option.
Gebrauchte: Günstiger, wenn Abstriche kein Problem sind
Gebrauchtwagen haben gegenüber Neuwagen vor allem in Bezug auf den Preis einen Vorteil. Heißt: Die Gebrauchten sind im Vergleich zum Neuwagen günstig. Gleichzeitig können deren Halter sich – sofern die Rahmenbedingungen stimmen – eine Kaskoversicherung schenken. Wird nur eine Kfz-Haftpflichtversicherung abgeschlossen, kann es auch hier billiger werden.
Andererseits haben Gebrauchtwagen einige Nachteile. Hierzu zählt beispielsweise die Tatsache, dass je nach Laufleistung und Alter häufiger mit Reparaturen zu rechnen ist. Nach drei bis vier Jahren können neue Bremsen fällig sein.
Wer sich für Gebrauchtwagen interessiert, findet Schnäppchen – muss den Autos aber auch unter die Haube schauen. Kaschierte Unfallschäden, Manipulationen am Tacho, Kratzer in der Stoßstange oder eine Beule in der Fahrertür sind nur einige Aspekte, um die es hier geht. Interessenten, die nach einem Mix aus Gebraucht- und Neuwagen suchen sollten sich nach Tageszulassungen oder jungen Gebrauchten umschauen.
Rückläufer aus Leasinggeschäften oder Fahrzeugflotten sind oft gut gewartet und daher nicht die schlechteste Empfehlung. Tipp: Tageszulassungen sind Pkw, welche von Händlern nur wenige Tage zugelassen – und dann als Gebrauchtwagen verkauft werden. Unter der Haube sind dies Pkw de facto wie neu.
Vorteile Gebrauchtwagen:
- Kaufpreis niedrig
- Auswahl sehr groß
Jahreswagen und Tageszulassungen in gutem Zustand Nachteile Gebrauchtwagen:
- Risiko von Reparaturen
- Garantieablauf
- Auswahl bei Ausstattung nicht möglich
E-Cars – besser neu oder doch gebraucht
Elektroautos rücken mehr und mehr in den Fokus von Autokäufern und auch Herstellern. Und je mehr die Nachfrage steigt, umso größer dürfte früher oder später das Angebot auch bei Gebrauchten werden. Sollte sich hier eher für Neuwagen entschieden werden? Im Hinblick auf den Motor gilt die Devise, dass E-Motoren im Regelfall wartungsärmer sind. Allerdings kann die technische Entwicklung zum Nachteil für das E-Car werden.
Um als Halter auf dem neuesten Stand zu sein und möglichst effiziente Technik unter der Haube zu wissen, führt letztlich kein Weg an einem Neuwagen vorbei. Letztere sind allerdings – im Vergleich zum Auto mit Verbrennungsmotor – kein Schnäppchen.
Die Finanzierung – kommt der Autokredit aus der Mode?
Autos – egal, ob es sich um einen Gebrauchtwagen oder Neufahrzeuge handelt – sind teuer. Je nach Fahrzeugklasse ist mit 10.000 Euro aufwärts zu rechnen. Eine Summe, die sich nur wenige Haushalte „aus dem Ärmel“ schütteln.
Kfz-Kredite gehören heute zu den wichtigsten Darlehensarten, die von Banken an Privatkunden ausgereicht werden. Wer sich für die Kreditfinanzierung entscheidet, kann heute zwischen verschiedenen Formen entscheiden. Einer Untersuchung für den Bankenfachverband zur Folge ist der Ratenkredit an diesem Punkt nach wie vor das wichtigste Finanzierungsinstrument.
Aufgenommen über die Herstellerbanken oder bei einer unabhängigen Privatkundenbank, wird hier Monat für Monat entsprechend des Ratenplans getilgt – bis das Auto dem Halter tatsächlich gehört. Der Tilgungsanteil einer Rate steigt dabei mit jedem Monat an, während der Zinsanteil stetig absinkt, weil nur auf die jeweilige Restschuld Zinsen gezahlt werden müssen.
Eine zweite Finanzierungsform ist der Ballon- oder 3-Wege-Kredit. Hier ist die Finanzierung auf eine niedrige Rate ausgelegt. Am Ende der Laufzeit verbleibt eine Restschuld – der sogenannte Ballon. Halter entscheiden, ob das Auto:
- über eine Einmalzahlung ausgelöst
- weiter finanziert
- vom Händler zurückgekauft
wird. Hierin liegt die Besonderheit dieser Finanzierung, da der Rückkaufspreis bereits zu Beginn feststeht.
Leasing vs. Finanzierung – wo liegen die Unterschiede?
Leasing ist im Privatkundensegment kaum verbreitet, da es sich – aufgrund der besonderen steuerrechtlichen Rahmenbedingungen – eher für Unternehmen eignet. Hier liegt der Vorteil vor allem darin, die Dienstwagen normal nutzen zu können und die Leasingkosten steuerlich geltend zu machen. Doch wo liegen die genauen Unterschiede zwischen einem Autokredit und dem Leasing von Fahrzeugen:
- Eigentum: Wer einen Autokredit als Finanzierungsform wählt, hält später auch das Eigentum am Fahrzeug und kann das Fahrzeug später als Gebrauchtwagen verkaufen. Beim Leasing muss der Leasingnehmer das Fahrzeug nachher zurückgeben.
- Komplexität: Leasing bietet zahlreiche Vertragsklauseln, die sich beispielsweise mit überzählig gefahrenen Kilometern oder dem Zustand des Fahrzeugs bei der Rückgabe beschäftigen. All diese Klauseln bergen zusätzliche finanzielle Risiken. Ein Autokredit ist dagegen recht einfach konzipiert und alle Kosten sind von Beginn an klar.
- Ratenhöhe: Die monatlichen Kosten liegen beim Leasing mitunter deutlich niedriger als bei einem Ratenkredit für den Wagen. Wer also einen Neuwagen zu Kosten fahren möchte, kann hier die Vorteile des Leasings voll auskosten.
Weitere Tipps beim Autokauf
Beim Autokauf können Verbraucher Fehler machen, die teuer sind. Beispiel: Online wird ein interessantes Angebot gesehen und der Kaufvertrag ohne Begutachtung des Pkw abgeschlossen. Gerade bei Gebrauchtwagen gehört das Fahrzeug eigentlich immer – speziell bei privaten Verkäufern – zum Gutachter und auf die Bühne. Nur so lassen sich größere Schwächen und auch diskrete Schäden finden.
Ein zweiter Aspekt betrifft die Gewährleistung. Letztere liegt – so die Ansicht vieler Haushalte – bei 24 Monaten. Allerdings gilt dies nur für Geschäfte zwischen Händler und Verbraucher. Private Verkäufer können die Gewährleistung ausschließen. Tipp: Auch wenn Händler Gebrauchtwagen anbieten, ist die Beschränkung der Gewährleistung auf 12 Monate zulässig.
Zu prüfen ist in diesem Zusammenhang immer, in welchem Umfang die Herstellergarantie von dem Besitzerwechsel betroffen ist. Es besteht durchaus das Risiko des Erlöschens der Garantiezusage.
Fazit: Auch 2018 gilt „Augen auf“ beim Autokauf
Die Automobilbranche steht vor Veränderungen. Vor dem Hintergrund des Dieselskandals muss sich die Branche fragen lassen, wie realistisch die angegebenen Emissions- und Verbrauchswerte sind. Parallel heizt die Suche nach neuen Zukunftsmodellen die Konkurrenz zwischen E-Car und Verbrennungsmotor an. 2018 wird im Hinblick auf die Branche sicher ein interessantes Jahr. Aber auch in puncto Autokauf dürfte es die eine oder andere Überraschung geben. Wer sich nach einem Neuwagen oder einen Gebrauchten umschaut, sollte in jedem Fall ausloten, in welchem Umfang Rabatte möglich sind. Und es lohnt sich bei jungen Gebrauchtwagen etwas genauer hinzuschauen, da sich hier durchaus Schnäppchen bieten können.