Sie haben kleine Schäden am Auto, an denen Sie sich täglich stören? Sie möchten Ihr Fahrzeug verkaufen beziehungsweise nach dem Leasing zurückgeben und ein kleiner Defekt reduziert den Verkaufspreis deutlich? In diesen und anderen Fällen lohnt sich eine Spot-Repair. Dieser Ratgeber verrät Wissenswertes zu Kleinreparaturen und zeigt Ihnen auf, welche Schäden ohne das Tauschen der Teile behoben werden können.
Was bedeutet Spot-Repair beim Auto?
Spot-Repair (eng. Punkt-Reparatur) oder auch Smart-Repair bezeichnet die gezielte Reparatur von kleinen Schäden. Hierbei werden meist große und teure Teile behandelt, deren Austausch schnell vierstellige Kosten verursacht. Diese Art der Reparatur ist günstiger, wenn keine Kaskoversicherung greift und Sie die Schäden selbst zahlen müssen.
Mit einer Spot-Repair werden Beschädigungen oder Verschleißerscheinungen repariert. Beispiele für Beschädigungen sind das Brandloch von der Zigarette im Sitz oder Kratzer und Beulen in der Tür. Beispiele für Verschleiß sind blinde Scheinwerfer oder Rostlöcher an unkritischen Teilen.
Wo sind die Unterschiede zwischen Spot-Repair und regulärer Reparatur?
Vertragshändler tauschen defekte Teile am Auto fast immer aus. Das Erneuern behebt den Schaden schnell und sicher. Dabei entstehen allerdings durch geringe Schäden sehr hohe Kosten. Ein einziges Loch im Autositz kostet dann durchaus 1000 €. Bei Lackschäden hingegen wird das komplette Teil demontiert und lackiert. Auch hier fallen am Beispiel einer Motorhaube schnell 800 € an.
Bei der Spot-Repair entfällt das Tauschen bei kleinen Schäden. Stattdessen werden die kaputten Teile punktgenau repariert. Am Beispiel des Autositzes wird das Loch gestopft und ausgebessert. Bei der Motorhaube wird der Lackschaden direkt am Auto repariert. Eine gute Smart-Repair bessert den Schaden so aus, dass er optisch nicht mehr zu erkennen ist.
Die Vorteile der Spot-Repair sind:
- deutlich günstiger als das Tauschen in der Niederlassung
- meist kein Aus- und Einbau der behandelten Teile nötig
- vorbeugende Behandlung kleiner Schäden möglich, bevor diese zum großen Problem werden (z. B. Rost)
- Restwert bleibt erhalten
Ist Smart-Repair beim Auto gesetzlich erlaubt?
Eine richtig ausgeführte Spot-Repair beseitigt den Schaden meist vollständig, stellt die Funktion wieder her und ist erlaubt. Es gibt aber einige Fälle, bei denen die Spot-Reparatur am Auto nicht erlaubt ist. Dazu zählen beispielsweise Steinschläge in der Frontscheibe im direkten Sichtfeld des Fahrers. Hier ist das Tauschen der Scheibe Pflicht.
Fachwerkstätten werden nur Arbeiten als Smart-Repair anbieten, bei denen die gesetzliche Erlaubnis besteht. Wenn Sie Ihr KFZ selber reparieren wollen, sollten Sie sich vorher informieren, was erlaubt ist. Nach unerlaubten Reparaturen wird der TÜV sonst bei der Hauptuntersuchung keine Plakette ausstellen.
Welche Klein-Reparaturen kann ich selber ausführen?
Es gibt viele Schäden, an denen Sie mithilfe eines Ratgebers die Reparatur selbst ausführen können. Dazu zählen:
- Lackkratzer
- Schrammen in der Felge
- kleine Beulen und Dellen
- Kunststoffverkleidungen und Abdeckungen
- beschädigte Sitzpolster
Als Laie sollten Sie bei sicherheitsrelevanten Teilen des Autos vorsichtig sein. In jedem Fall sollten Sie sich vorher genau informieren, zum Beispiel in unserem Ratgeber unten. Zu den sicherheitsrelevanten Teilen zählen:
- tragende Konstruktion des Autos, z. B. Rahmen
- Teile der Abgasanlage wie Auspuff und Katalysator
- Scheiben
- Lichtanlage und Scheinwerfer
- Bremsbeläge und Bremsscheiben
Welche Schäden werden meist als Spot-Repair ausgeführt?
Viele Smart-Repair arbeiten lassen sich zuhause in einer Werkstattn mit wenig Werkzeug selber erledigen. In den folgenden Abschnitten beschreiben wir kurz die häufigsten Spot-Reparaturen.
Typische Einsatzbereiche einer Smart-Repair sind:
- Lack
- Kunststoffteile
- Blech
- Autositze
- Glas (kein Bruch oder Riss)
- Scheinwerfer
- Felgen
- Bremsscheiben und Beläge
Lackschaden beseitigen
Steinschläge, Kastanien oder ein Hagelschaden hinterlassen immer wieder Rückstände in den unterschiedlichen Lackschichten des Autos. Kleine Kratzer im Lack lassen sich oft ausbessern, ohne das komplette Teil zu erneuern. Dazu wird ein Lackstift, ein Reinigungsmittel und eine Autopolitur benötigt.
Zuerst wird die Stelle um den Schaden großflächig und gründlich gereinigt. Benutzen Sie ein Reinigungsmittel, kein Lösungsmittel, denn dieses könnte den Lack auflösen. Nun wird die Stelle mit dem Lackstift ausgebessert und muss meist mehrere Stunden trocknen. Nach dem Lackieren muss die Stelle mit der Autopolitur und einem Polierpad gründlich poliert werden. Für perfekte Ergebnisse können bei älteren Autos weitere Schritte erforderlich sein, da sich die alte und neue Farbe optisch unterscheiden.
Kunststoff reparieren
Kunststoff findet sich innen und außen am Auto. Armaturen, Stoßfänger und manchmal auch Zierleisten werden aus Kunststoff hergestellt. Schäden im Innenbereich werden zuerst mit einer klebstoffartigen Füllmasse aufgefüllt, in Form gebracht und eventuell nachlackiert. Schäden am Armaturenbrett lassen sich auf diese Art meist rückstandslos beseitigen.
Bei kleinen Schäden an der Stoßstange oder Zierleisten hilft oft schon die Spannung durch heißes Wasser, um die Form wiederherzustellen. Meist kommen thermoplastische Kunststoffe zum Einsatz. Diese lassen sich in heiß leicht verformen, sodass sich die Stoßstange oft mühelos ausdrücken lässt.
Beulen und Dellen ausbessern
Beim klassischen Blechschaden in Tür, Motorhaube oder Heckklappe hilft oftmals das Ausbeulen oder massieren. Versuchen Sie vor größeren Eingriffen die Delle mit Wärme zu behandeln. Nutzen Sie heißes Wasser oder eine Heißluftpistole, um die Beule zu erhitzen. Manchmal repariert sie sich dabei von selbst. Hilft das nicht, gibt es spezielle Reparatursets mit Ziehhammer und Vakuum-Saugnapf. Für manche Stellen (z. B. Türen) gibt es auch spezielle Ausbeulwerkzeuge.
An einer nach innen gedrückten Beule wird der zur Größe passende Saugnapf befestigt. Kleine Saugnäpfe werden meist mit Klebstoff angeklebt. Der Spezialkleber lässt sich hinterher rückstandslos wieder lösen. Nun wird der Ziehhammer zum Ausbeulen eingesetzt. Er bewirkt eine ruckartige und kontrollierte Zugbelastung. Dadurch wird die Delle herausgezogen.
Steht die Beule nach außen, wird diese einfach vorsichtig hereingedrückt. Bei beiden Varianten gilt: Arbeiten Sie immer vorsichtig von grob nach fein und überschätzen Sie die Spannkraft des Blechs nicht. Zuviel Druck oder Zug bewirkt schnell einen neuen Schaden.
Schweißen
Kleine Rostlöcher oder Risse durch Rost lassen sich möglicherweise schweißen. Das betrifft zum Beispiel Blechteile im Bereich des Radkastens oder der Türen. Hierfür benötigen Sie ein Schweißgerät und Zubehör je nach Schweißverfahren.
Zuerst muss die zu schweißende Stelle gesäubert werden. Beim Schweißen wird das Blech erhitzt und mithilfe eines anderen Materials in Form gebracht und aufgefüllt. Anschließend muss die Stelle komplett neu lackiert werden.
Achtung: Schweißen im Bereich der Karosserie und anderer sicherheitsrelevanter Teile gehört nicht in diese Kategorie. Hier muss in jedem Fall ein Fachmann arbeiten!
Autositze reparieren
Brandlöcher oder Flecken im Autositz sind nicht nur unschön anzusehen, sie senken den Wert des Autos auch enorm. Für die Spot-Repair braucht man nur eine Nagelschere, eine Pinzette, einen geeigneten Kleber und ein Stück des Bezugsstoffes.
Erst werden die Ränder des Schadens mit einer Nageschere geglättet, damit keine Fasern herausstehen. In den meisten Autos lässt sich ein Stück Bezug unter dem Sitz ausschneiden. Dieses wird dann mittels Pinzette in die Schadstelle eingesetzt. Nach dem Verkleben ist die Schadstellen schon deutlich weniger auffällig. Ist die Stelle immer noch sichtbar, lässt sich das Stoffmuster mithilfe einzelner Fasern nachbilden.
Glasschaden durch Steinschlag ausbessern
Kleine Einschläge in einer Scheibe hinterlassen eine sternförmige Ausbuchtung und lassen sich oft reparieren. Für die Steinschlag-Reparatur wird ein durchsichtiges Gel oder Harz auf die Schadstelle aufgetragen, ausgehärtet und geglättet. Nach erfolgreicher Reparatur ist der Schaden in der Regel nur noch schwer oder überhaupt nicht mehr zu sehen.
Die Möglichkeit der Ausbesserung gibt es grundsätzlich für alle Scheiben, bei der Windschutzscheibe gibt es allerdings spezielle Vorgaben. Die Reparatur der Frontscheibe ist verboten, wenn der Schlag:
- größer ist als ein Zwei-Euro-Stück
- im direkten Sichtfeld des Fahrers liegt (über dem Lenkrad)
- bereits großflächig gerissen ist
- zu nah am Rand der Scheibe liegt
Die Reparatur der Windschutzscheibe bei Steinschlag ist ein Spezialfall: Dies wird immer über die Teilkasko abgerechnet. Viele Autoversicherungen verzichten hierbei auf die Zahlung der Selbstbeteiligung. Dadurch ist die Reparatur für Sie bei vielen Versicherungen kostenlos, sofern die Scheibe repariert und nicht erneuert wird.
Scheinwerfer polieren
Die Hauptscheinwerfer des Autos sind während der Fahrt großen Belastungen ausgesetzt. An der Front müssen Sie Wind, Schmutz, Steinen und der Witterung widerstehen. Dadurch entstehen sehr feine Kratzer und sie werden mit der Zeit blind und matt. Folgen sind schlechtere Sicht und Blendung anderer Verkehrsteilnehmer.
Kratzer und blinde Stellen lassen sich mit etwas Zeit und Mühe auspolieren. Das geht von Hand oder mit der Poliermaschine. Wichtig ist, dass geeignete Polituren zum Einsatz kommen. Grobe Schleifmittel würden schlimmstenfalls neue Kratzer verursachen. Nach erfolgreicher Politur ist die Oberfläche des Scheinwerfers wieder glatt, er strahlt wieder sauber und blendet nicht mehr.
Felgen ausbessern
Ein Bordstein oder die Kante in der Tiefgarage sind schnell angefahren, schon ist die Radfelge verkratzt. Besonders bei Alufelgen ist das ärgerlich, denn hier wird die Felge selber anstelle der Radblenden beschädigt. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern mindert auch den Wert des Autos.
Die Reparatur ist möglich, sofern der Schaden oberflächlich ist. Tiefe Risse oder Einschläge sollten von einem Fachmann begutachtet werden, um die Belastbarkeit der Felge sicherzustellen. Eine Felgeninstandsetzung erfordert etwas Schleifmittel, spezielle Füllspachtelmasse und Lack zum Ausbessern.
Auch zum Felgen reparieren haben wir eine eigene Anleitung verfasst.
Bremsscheiben und Bremsbeläge wiederherstellen
Bei Autos, die lange standen, beginnen häufig die Bremsscheiben damit, eine Rostschicht anzusetzen. Dünne Rostschichten schleifen sich meist während der Fahrt ab, bei tiefem Rost hingegen treten starke Vibrationen auf und gefährden die Sicherheit.
Das Problem wird behoben, indem die Bremsscheiben ausgebaut und abgeschliffen werden. Das lässt sich mit einem Schleifgerät erledigen. Voraussetzung ist, dass noch genug Material von der Scheibe übrigbleibt. Andernfalls muss eine neue Bremsscheibe her. Auch überhitzte und verglaste Bremsbeläge lassen sich auf diese Art reparieren. Hierbei wird einfach die oberste, verglaste Schicht abgeschliffen. Anschließend ist die Bremswirkung wiederhergestellt.
Was kostet eine Spot-Repair im Vergleich zur normalen Reparatur?
Die Kosten der Spot-Repair richten sich nach Komplexität und Umfang der Arbeiten. Kleine Schäden am Auto kosten teilweise weniger als 100 €. Ein paar Beispiele für den Preisvergleich sind:
- Lackschaden an der Motorhaube: Autohaus 500 – 1000 €, Spot-Reparatur 100 €
- Scheinwerfer trüb: Werkstatt ab 50 €, selber machen 10 €
- Felge verkratzt: Austausch der Felge ab 150 €, Smart-Repair ab 30 €
- Delle in der Tür: Lackieren im Autohaus 600 – 1000 €, Spot-Repair 50 – 100 €
- Loch im Autositz: neuer Sitz ab 500 €, Smart-Repair ab 70 €
Unser Tipp: Reagieren Sie gleich bei den ersten Symptomen und stellen Sie das Auto mithilfe einer Smart-Repair wieder her!
Alternative zur Smart-Repair: Austauschteil
Spot-Repair kann am Auto viel richten, aber nicht alles. Große Rostlöcher und Risse in Scheibe, Scheinwerfer oder Blech gefährden die Sicherheit. Die Alternative zum Kleben und Ausbeulen ist das Wechseln des kaputten Teils gegen ein Gebrauchtteil. Hierbei sparen Sie meist über 50 % im Vergleich zum Neuteil bei ähnlicher Qualität.
Ersatzteile für die Karosserie erhalten Sie online in unserem Shop. Auf Autoteile-Markt können Sie die Preise vieler Anbieter vergleichen und das günstigste Angebot auswählen. Wichtig ist bei sichtbaren Komponenten, dass das Austauschteil in Wagenfarbe lackiert ist. Das finden Sie über den Farbcode Ihrer Autofarbe heraus.
Haftungsausschluss
Unsere Ratgeber enthalten viele fachliche Informationen rund um das KFZ, die wir sorgfältig zusammengetragen haben. Diese Artikel können allerdings die Fachkenntnis eines Spezialisten nicht ersetzen. Autoteile-Markt haftet daher nicht für Schäden und Verletzungen, die durch unsachgemäß ausgeführte Reparaturen entstehen. Wir empfehlen grundsätzlich, Arbeiten am KFZ nur von einem Fachmann ausführen zu lassen.
F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.