reparierte-unfallfschaeden-auto-finden Unfallwagen – Definition und Anleitung wie man ein reparierten Unfallschaden erkennen kann
Unfallschaden begutachten
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Jährlich geschehen in Deutschland über zwei Millionen Verkehrsunfälle. Eine kleine Unachtsamkeit und schon wurden Sie selber in einen Unfall verwickelt. Ist Ihr Auto nun noch verkehrssicher oder handelt es sich nun um einen Fall für die Autoverwertung? Wir verraten in unserem Ratgeber, wann ein Auto als Unfallwagen bezeichnet wird, wie Sie dies selber erkennen und wann Sie eine fachmännische Instandsetzung durchführen lassen müssen. Außerdem erfahren Sie, worauf Sie beim Kauf eines Unfallwagens achten sollten!

Definition – Unfallwagen

Grundsätzlich ist jedes Auto, das in einen Unfall verwickelt wurde, ein Unfallwagen. Das trifft damit auf einen sehr großen Teil aller Gebrauchtwagen zu, denn die wenigsten Fahrer fahren zeitlebens unfallfrei. Fachleute unterscheiden allerdings zwischen meldepflichtigen und nicht meldepflichtigen Unfällen. Meldepflichtige Unfälle müssen bei einem Verkauf angegeben werden und sorgen für einen Wertverlust des Unfallwagens.

Nicht meldepflichtige Schäden am Auto

Grundsätzlich sind alle Schäden nicht meldepflichtig, die nur den Lack betreffen. Gespachtelte und lackierte Teile stellen häufig einen Grenzfall dar. Dies hängt davon ab, wie groß der Schaden war, wobei keine genaue Definition existiert. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs besagt im Urteil VII ZR 330/06 vom 10.10.2007, dass der Verkäufer über alle Schäden informieren muss, die über „ganz geringfügige, äußere (Lack-)Schäden“ hinausgehen.

Beispiele für nicht meldepflichtige Unfallschäden sind:

  • unsichtbare Bagatellschäden wie Parkplatzrempler ohne Schaden
  • Reparatur am Lack
  • Gespachtelte und lackierte Kratzer

Meldepflichtige Schäden am Auto

Meldepflichtig sind alle Schäden, die über das oben beschriebene Maß hinausgehen. Gerichte entschieden in der Vergangenheit: War ein Teil kaputt oder verbogen, gilt das als meldepflichtiger Unfallschaden. Die Meldepflicht erstreckt sich auch auf Schäden, die sich durch einen Austausch gegen Neu- oder Gebrauchtteile oder ausbeulen und lackieren behoben wurden. Das trifft auf große Teile der Karosserie und den sogenannten „Blechschaden“ zu.

Extremfälle sind Schäden an der Karosserie oder dem Fahrwerk, den tragenden Komponenten des Autos. Ein derartiger Schaden führt dazu, dass die Betriebserlaubnis erlischt, denn mit dem Ausbeulen der sichtbaren Schäden ist es hier nicht getan. Dieser Unfallwagen kann nur durch eine fachmännische Instandsetzung mit hohen Kosten wieder verkehrssicher gemacht werden. Dies lohnt sich häufig nur bei sehr hochwertigen Autos.

Beispiele für austauschbare, meldepflichte Unfallschäden sind:

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Unfallwagen kaufen? Darauf sollten Sie achten!

Sollten Sie nun generell vom Kauf eines Unfallwagens absehen? Nein, denn viele Unfallschäden lassen sich ohne großen Aufwand beheben und schon ist das Auto wieder einsatzbereit. Verbeulte oder verzogene Teile tauschen Sie einfach aus oder bessern diese mit Spachtel und Lack aus. Wichtig ist lediglich, dass Sie über die Unfallschäden informiert sind, damit Sie die Schadenshöhe und den Wertverlust des Autos beurteilen können. Besonders bei älteren Autos müssen Sie jedoch mit mehreren oberflächlichen Schäden rechnen.

In unserem Ratgeber verraten wir, worauf Sie achten, wenn Sie einen Unfallwagen selber untersuchen und wie Sie bei einem versteckten Unfallschaden vorgehen. Sie brauchen dafür keine speziellen Werkzeuge oder Geräte. Hilfreich ist lediglich ein Magnet mit einem aufgeklebten Filz. Wenn Sie unsicher sind, können Sie vielleicht auch einen Bekannten mit mehr Kfz-Fachwissen um Hilfestellung bitten.

1. Sichtprüfung mit bloßem Auge

Sie sehen Ihren Gebrauchtwagen nun das erste Mal und der erste Blick gilt dem Gesamteindruck. Erkennen Sie offensichtliche Schäden am Kühler, den Stoßstangen oder Türen, dann hat der Vorbesitzer nichts zu verbergen. Ist nichts zu erkennen, suchen Sie nach sichtbar ausgetauschten Teilen oder anderen Auffälligkeiten wie verbeulten oder verzogenen Teilen.

Suchen Sie nach Unregelmäßigkeiten im Lack. Flecken an der Stoßstange, der Heckklappe oder den Außenspiegeln weisen auf Lackschäden hin. Ein gespachtelter und lackierter Blechschaden unterscheidet sich oft leicht von der Originallackierung.

2. Spaltmaße kontrollieren

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Spaltmaß der Motorhaube prüfen
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Die Spaltmaße zwischen Motorhaube und Kotflügel und zwischen Kotflügel und Türen müssen immer auf der linken und rechten Seite gleich sein. Betrachten Sie den schmalen Spalt, eventuell unter Zuhilfenahme einer Messhilfe. Ist der Unterschied größer als Millimeterbruchteile, dann könnte der Rahmen des Autos durch einen Unfall verzogen sein.

Werfen Sie außerdem einen Blick in die Motorhaube und in den Kofferraum. Betrachten Sie alle Schrauben und Verbindungen sowie sichtbare Rahmenteile kritisch und vergleichen Sie immer beide Seiten. Unter der Motorhaube achten Sie besonders auf den Schloßträger. Bei einem Unfallwagen könnte dieser verzogen sein und die Sicherheit gefährden. Der Schloßträger ist das Metallgestell, welches die Leuchten, alle Kleinteile im Motorraum und den Motor selbst aufnimmt.

3. Türen und Klappen

Öffnen Sie alle Türen und Klappen des Autos. Achten Sie dabei auf ungewöhnliche Geräusche oder einen hohen Widerstand. Leichtlauf spricht für gut eingestellte Türen, ein hoher mechanischer Widerstand hingegen kann bei einem Unfallwagen mit schwerwiegenden Schäden auftreten. Vorsicht an dieser Stelle: Gebrauchtteile mit hohem Alter schließen nicht so geschmeidig wie neue Türen und Klappen und deuten nicht immer auf einen Unfall hin.

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4. Spachtelstellen entdecken

Finden Sie einen gespachtelten Blechschaden am potentiellen Unfallwagen. Sie benötigen für die Untersuchung des Autos nur einen Magnet mit aufgeklebtem Filz. Fahren Sie mit dem Magnet mit der Filzseite über die Blechteile. Der Trick: Der Magnet hält sich am Blech fest. Daher sollten Sie das Filz aufkleben, um Schäden am Lack zu vermeiden.

Wurde ein Blechschaden versteckt, wird dieser mit Spachtel ausgeglichen und anschließend lackiert. Der Magnet hält am Blech, nicht jedoch am Spachtel. Die Stellen, an denen der Magnet leichtfüßig über das Auto gleitet, wurden dick mit Spachtel ausgeglichen.

5. Reifen und Airbag

Untersuchen Sie die Laufflächen der Reifen. Sind die Reifen innen und außen unterschiedlich abgenutzt, weist das auf eine verstellte Spur hin. Diese tritt häufig bei einem Unfallwagen auf. Befinden sich Lackreste an den Reifen oder der Radaufhängung, wurde möglicherweise etwas im Radkasten repariert und lackiert.

Ein ausgelöster Airbag steht für einen schwerwiegenden Unfall, denn er löst nicht bei kleinen Bagatellschäden aus. Ein Anzeichen hierfür ist ein eigentümlicher weißer Staub im Auto. Dabei handelt es sich um Natriumazid, welches zum Zünden des Airbags eingesetzt wird. Hat der Airbag ausgelöst, setzen Betrüger gern eine Airbag-Attrappe ein. Ziehen sie einmal leicht am Lenkradairbag. Der echte Airbag sitzt sehr fest, die Attrappe hingegen lässt sich einfach demontieren.

6. Schweißstellen suchen

Das Schweißen wird gern zur schnellen Reparatur eines Unfallwagens eingesetzt. Suchen Sie im Motorraum, im Radkasten, am Kühler, an den Türen und am Kofferraum nach Schweißstellen. Frische Schweißnähte wurden wahrscheinlich lackiert und sind schwer zu erkennen, stellen aber ein verräterisches Zeichen für Unfallschäden dar.

Achten Sie auch in diesem Suchlauf auf die Anordnung und den Zustand der Schrauben. Auch hier können Sie ausgetauschte oder nachträglich hinzugefügte Teile erkennen. Sollte es sich um die Reparatur normaler Verschleißerscheinungen wie etwa Rostschäden handeln, fragen Sie nach einem Nachweis der fachgerecht durchgeführten Arbeiten.

7. Probefahrt machen

Vereinbaren Sie eine Probefahrt. Diese stellt eine sehr gute Diagnose für viele Defekte dar. Beobachten Sie während der Fahrt genau das Fahrverhalten des Autos und achten Sie auf die Symptome von Problemen mit dem Fahrwerk. Diese sind zum Beispiel:

  • insgesamt unruhiges Fahrverhalten
  • großes Lenkspiel
  • schlechter Geradeauslauf
  • Instabilität beim Beschleunigen und Bremsen
  • Geräusche beim Lenken und Federn
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Unfallschaden nachweisen – Kontrolle und Gutachten durch Fachmann

Sie haben mit unserem Ratgeber mögliche Unfallschäden am Auto entdeckt, die Ihnen niemand mitgeteilt hat? Eine seriöse Werkstatt wird Ihnen den Unfallschaden sowie die erfolgte Reparatur transparent darlegen. Sollten Sie jedoch von einer Privatperson kaufen oder an der Glaubwürdigkeit der Werkstatt zweifeln, kann ein Fachmann die zweifelsfreie Diagnose über einen Unfallwagen stellen. Spezialisten von TÜV und Dekra erkennen nicht nur offensichtlich verbeulte Karosserieteile, sondern auch verzogene Rahmenteile und andere schwer sichtbare Schäden.

Die Anfertigung eines Gutachtens gibt Ihnen Gewissheit über den Zustand des Autos und dessen Karosserie. Der Kfz-Fachmann von TÜV oder Dekra berechnet für die Kontrolle jedoch eine aufwandsabhängige Gebühr. Sollten Sie das Gutachten selber zahlen oder sich an den Kosten beteiligen müssen, erfragen Sie vorher den Preis. Bei einem sehr alten Auto kostet das Gutachten möglicherweise mehr, als das Fahrzeug wert ist.

Eine weitere Möglichkeit – Vorbesitzer kontaktieren

Wurde Ihnen der Gebrauchtwagen von einer Werkstatt verkauft, der Vorbesitzer laut Zulassungsbescheinigung war jedoch eine Privatperson? Möglicherweise finden Sie eine Möglichkeit, diese Person zu kontaktieren. Einige Autobesitzer sind bereit, Informationen über den Zustand des Autos beim Verkauf an die Werkstatt mitzuteilen. Möglicherweise erhalten Sie hier eine Hilfestellung, um den Unfallschaden gezielter nachzuweisen. Sie wären nicht der erste Mensch, der einen Unfallwagen aus der Autoverwertung als Gebrauchtfahrzeug verkauft bekommt.

Die 9 Todsünden beim Gebrauchtwagenkauf - Bloch erklärt #43 |auto motor und sport

Unfallwagen als unfallfrei verkaufen

Beim Verkaufen eines Unfallwagens müssen Sie potentiellen Käufern vorherige Unfallschäden mitteilen. Diese Pflicht umfasst alle Unfallschäden an der Karosserie vom gespachtelten und lackierten Blechschaden bis hin zu ausgetauschten Teilen der Karosserie. Die Mitteilungspflicht gilt insbesondere für einen reparierten Unfallschaden, da dieser für den Käufer nicht mehr sichtbar ist. Spachtel und Lack verdecken auch große Schäden effektiv.

Das Verschweigen derartiger Schäden gilt als Betrug. Der Käufer hat dann das Recht, vom Vertrag zurückzutreten, auch wenn im Normalfall keine Gewährleistungs- oder Rücknahmepflicht bestand. Der Betrug führt schlimmstenfalls zu einer Anzeige bei der Polizei.

Dies gilt jedoch auch anders herum: Wenn Ihnen jemand ein Auto als unfallfrei verkauft, welches offensichtlich ein Unfallwagen ist, können auch Sie dies als versuchten Betrug anzeigen und vom Kaufvertrag zurücktreten.

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