Vom klassischen Diesel über die Brennstoffzelle bis zum reinen Elektroauto: Die Vielfalt an Fahrzeugen ist groß. Ebenso unterschiedlich wie die technischen Feinheiten sind die Preisunterschiede der Systeme. Doch wie sieht das bei der Steuer und den Kosten pro Kilometer aus? Wir befassen uns mit den gängigen Antriebssystemen und vergleichen diese anhand der laufenden Kosten.
Kostenfaktoren beim Kauf eines Autos
Das Auto gehört mit Sicherheit zu den Anschaffungen, bei denen die Preisspanne zwischen den Herstellern und Ausstattungslinien besonders groß ist. Nach dem Kauf kommen dann die Betriebskosten, die sich ebenfalls stark unterscheiden. Zu den interessanten Preisfaktoren bei einem Autokauf gehören insbesondere:
- Kaufpreis
- Wartungsaufwand
- Ersatzteilkosten
- Kosten für Kraftstoff
- Lebensdauer
- Gewährleistungsdauer des Herstellers
Den Kaufpreis zu vergleich ist einfach, die Betriebskosten hingegen sind schwerer einzuschätzen. Wir befassen uns hier mit diesen Kosten der verschiedenen Antriebssysteme. Wird ein Auto lange und viel gefahren, kommt hier durchaus noch einmal der Kaufpreis zusammen.
Wartungskosten und Ersatzteilkosten nicht pauschal vergleichbar
Die Kosten für den Service und die Ersatzteile lassen sich nicht generell an den Antriebssystemen festmachen. Hier spielt vielmehr das generelle Preisniveau von Marke und Modell eine Reihe. Wir ignorieren diesen Faktor daher in unserem Vergleich. In den meisten Fällen gilt, dass die Ersatzteile und Servicegebühren bei einer Premiummarke höher sind als bei einem günstigeren Fahrzeug, aber Ausnahmen gibt es überall.
Gewährleistung überwiegend identisch
Die Gewährleistungsansprüche sind für die meisten Fahrzeuge sehr ähnlich, daher entsteht hier nahezu überall das gleiche Risiko. Die meisten Hersteller geben eine Gewährleistung auf den Motor für eine Laufleistung zwischen 100.000 und 180.000 km. Gleiches gilt für die Garantie auf die Leistung der Batterie beim Elektroauto.
Entwicklung der Kraftstoffpreise
Die letzten Jahre haben gezeigt, wie instabil die globalen Rohstoffpreise sind. In der ersten Jahreshälfte 2022 kostete der Liter Super-Benzin sowie Diesel teilweise über 2,30 €. Nun in 2024 sind die Preise recht stabil, aber die Regierung plant, den Kraftstoffpreis in den nächsten Jahren schrittweise zu erhöhen. Damit sollen Käufer dazu angehalten werden, auf umweltfreundlichere Alternativen umzusteigen. Der Trend geht also klar zur langfristigen Steigerung der Spritpreise.
Welche Antriebssysteme vergleichen wir?
Es gibt viele Systeme und einige Hersteller setzen auch eigene Lösungen durch, um leistungsstarke und sparsame Autos zu bauen. Wir widmen uns in unserem Vergleich den gängigsten Systemen und haben je ein Modell mit vergleichbarer Motorisierung ausgewählt:
- Benzin – VW T-Roc, 110 kW
- Diesel – BMW X2 sDrive18d, 110 kW
- Autogas – Kia Sportage, 110 kW
- Hybrid – Toyota Corolla Touring Sports, 110 kW
- Erdgas – Seat Leon Sportstourer, 96 kW
- Elektro – VW ID.4, 125 kW
Die Brennstoffzelle nehmen wir in unseren Vergleich nicht mit auf, da es zu wenige Modelle für einen Vergleich gibt. Diese Technologie steht derzeit bei vielen Autobauern nicht auf der Liste. Grund sind vermutlich die fehlenden Tankstellen und Probleme bei der umfangreichen Versorgung mit Wasserstoff.
Vergleich nach Kfz-Steuer
Die Steuer des Autos berechnet sich beim Verbrenner nach der Motorgröße, der Kraftstoffart und dem Schadstoffausstoß. Bei einem Elektrofahrzeug hingegen wird das zulässige Gesamtgewicht zur Berechnung herangezogen. Größe und Gewicht des Fahrzeugs spielen daher bei allen Systemen eine ähnliche Rolle. Die Unterschiede zwischen den Antrieben fallen dabei groß aus:
- Benziner = 151 €
- Diesel = 294 €
- Autogas = 138 €
- Hybrid = 58 €
- Erdgas = 70 €
- Elektro = 74 €
Hier punktet besonders der Hybrid, wobei Erdgas und Elektroantrieb mit knappem Rückstand folgen. Diese drei Antriebe unterscheiden sich nur minimal und hängen die Konkurrenz weit ab.
Als Bonus sind neue Elektrofahrzeuge derzeit vollständig von der Steuer befreit. Diese Befreiung gilt ab Zulassung in 2024 oder 2025 und befreit E-Autos bis zum Jahr 2030 von der Kfz-Steuer.
Vergleich nach Kosten pro festgelegter Strecke
Wir ziehen hier zum Vergleich die WLTP Angaben von Fahrzeugen mit vergleichbarer Leistung heran. Die Realwerte können zwar je nach Fahrstil abweichen, aber das WLTP-Verfahren bietet eine Grundlage für die Vergleichbarkeit. Wir rechnen also für jeden Antriebstyp die Kosten auf 100 Kilometer aus:
- Benziner – 6,0 l/100 km x 1,80 €/l = 10,80 €
- Diesel – 5,3 l/100 km x 1,70 €/l = 9,01 €
- Autogas – 6,3 l/100km x 1,15 €/l = 7,25 €
- Hybrid – 4,8 l/100 km x 1,80 €/l = 8,64 €
- Erdgas – 4,6 kg/100 km x 1,50 €/kg = 6,90 €
- Elektro – 16,6 kWh/100 km x 0,40 €/kWh = 6,64 €
Hier zeigt sich schon ein klarer Trend. Wir können diesen verdeutlichen, indem wir das Ganze auf ein Jahr mitbeispielsweise 30.000 km Laufleistung hochrechnen:
- Benziner – 10,62 € : 100 x 30000 = 3240 €
- Diesel – 9,01 € : 100 x 30000 = 2703 €
- Autogas – 7,25 € : 100 x 30000 = 2175 €
- Hybrid – 8,64 € : 100 x 30000 = 2592 €
- Erdgas – 6,90 € : 100 x 30000 = 2070 €
- Elektro – 6,84 € : 100 x 30000 = 1992 €
Im Punkt Verbrauch können besonders Erdgas und E-Auto punkten. Trotz Ladung an der hauseigenen Steckdose kommt der Elektroantrieb knapp am günstigsten weg. Für Hausbesitzer, die das Fahrzeug mit dem selbst erzeugten Strom laden, fällt die Zahl natürlich noch deutlich niedriger aus. Dicht verfolgt wird das E-Fahrzeug vom Erdgas. Autogas kommt auch nur mit einem knappen Rückstand daher.
Lebensdauer
Die Lebensdauer vieler Verbrennungsmotoren ist sehr lang, nahezu lebenslang. Zahlreiche Youngtimer und Oldtimer zeigen, dass diese Fahrzeuge viele Jahre und Kilometer überdauern. Etliche Verbrennungsmotoren kommen inzwischen 300.000 Kilometer und mehr ohne größere Reparaturen aus. Lediglich typische Wartungsarbeiten fallen an.
Hier ist der Elektromotor aufgrund des Akkupakets im Nachteil. Die Batterien haben zwar ebenfalls eine hohe Lebensdauer, verlieren aber an Leistung und damit an Reichweite. Der Tausch verursacht enorme Kosten. Je nach Marke und Modell fallen hier vier- bis fünfstellige Reparaturkosten an. Wenn Sie das Auto über die Gewährleistung des Herstellers hinaus weiterfahren möchten, sollten Sie dies einkalkulieren.
Übersicht – Vorteile- und Nachteile
Der Benziner hat einen niedrigen Anschaffungspreis und liegt bei der Kfz-Steuer im Mittelfeld. Bei den Spritkosten hingegen ist er teurer als die gesamte Konkurrenz. Er lohnt sich am meisten für wenig bis mittelmäßig häufig gefahrene Fahrzeuge.
Der Diesel ist etwas teurer in der Anschaffung als ein Benziner und kostet die meiste Kfz-Steuer. Aufgrund des geringen Verbrauchs sind dafür die Kosten an der Tankstelle geringer. Der Diesel lohnt sich trotz gestiegener Spritpreise für die meisten Vielfahrer.
Ein Fahrzeug mit Autogas kostet etwa genau so viel in der Anschaffung wie ein Diesel. Bei den Steuern liegt es im Mittelfeld. Bei den Kraftstoffkosten jedoch ist das LPG-Fahrzeug ein sehr günstiger Verbrennungsmotor. Für vielgenutzte Autos lohnt sich dieser Antrieb also durchaus.
Das Hybridfahrzeug ist meist etwas teurer als ein Benziner und liegt etwa auf dem Niveau eines Diesels. Bei der Kfz-Steuer belegt er den ersten Platz noch vor dem verglichenen E-Auto. Die Spritkosten sind günstiger als beim Benziner und etwa auf dem Niveau eines Dieselmotors.
Der Motor mit Erdgas ist in der Anschaffung etwa gleich mit einem Dieselmotor. Die Steuern sind dafür deutlich günstiger und bei den Spritkosten ist das Auto mit CNG besonders günstig. Hier profitiert also besonders der Vielfahrer. Problematisch ist in einigen Regionen das fehlende Tankstellennetz.
Das E-Auto ist bei den meisten Marken überdurchschnittlich teuer in der Anschaffung. Bei der Kfz-Steuer und den „Tankkosten“ jedoch sparen Sie gegenüber einem Verbrenner viel ein. Problematisch ist noch das Risiko Batterie, da bei vielen Herstellern die Erfahrungswerte fehlen, wie lange der Akku tatsächlich hält.
Fazit: Autokauf bleibt immer eine Einzelfallentscheidung
Vor einem Autokauf sollten Sie immer alle Faktoren bedenken, welche die Kosten über die nächsten Jahre beeinflussen. Das beginnt natürlich beim Kaufpreis und den Kosten auf 100 Kilometer. Sie sollten allerdings auch bedenken, welche Tank- oder Lademöglichkeiten Sie regelmäßig zur Verfügung haben. Ein sparsames Erdgas-Fahrzeug nutzt Ihnen wenig, wenn Sie zum Tanken einen Umweg von 50 Kilometern fahren müssen.
F. Selleng wurde in Köthen (Anhalt) geboren. Als ausgebildeter Mechatroniker bei der Deutschen Bahn, arbeitete er dort in der Wartung und Instandhaltung von Schienen-Baufahrzeugen.
Nach einer Fortbildung zum Industriemeister Elektrotechnik wechselte er später in die Autoindustrie nach Leipzig. In den folgenden Jahren arbeitete er bei Porsche und BMW.
Seit dem Schuljahr 2016/17 ist er als Fachlehrer für Elektrotechnik an einer Berufsschule tätig. Im gleichen Zeitraum begann er, als freier Autor fachliche Texte und Ratgeber zu verfassen.